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Der Osten lernt vom Westen...
(Kommentar)... den Pfusch am Baum. Wo einst Äste eine füllige Krone bildeten, pfeift jetzt der Wind. Zu Krüppeln geschnittene größere Bäume findet man - wie hier in Osterwiek, Sachsen-Anhalt und Nordhausen, Thüringen - inzwischen überall in den fünf Bundesländern, die schon seit drei Jahrzehnten keine neuen mehr sind.
Was ist es, was Städte und Gemeinden dazu bewegt, entgegen aller Vernunft und Ästhetik ihre beauftragten Schnitter wüten zu lassen wie die Berserker?! Die Angst um Passanten jedenfalls kann es nicht sein, denn nicht der alte, gesunde Baum, sondern erst das verwüstete Geschöpf wird zum Sicherheitsrisiko.
Das sollte den Verwaltungen schon seit vielen Jahren geläufig sein. Bereits 1987 gab die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) ein spezielles Regelwerk heraus, die "zusätzlichen technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Baumpflege", kurz ZTV-Baumpflege, das mehrfach überarbeitet wurde und seit 2017 in neuester Fassung vorliegt. Kappung ist demnach ein "umfangreiches, baumzerstörendes Absetzen der Krone ohne Rücksicht auf Habitus und physiologische Erfordernisse". Laut ZTV-Baumpflege dürfen Kappungen seit 2006 nicht mehr durchgeführt werden, da sie mit Baum"pflege" nichts zu tun haben.


Falls der Baum den massiven Eingriff übersteht, kämpft er ums Überleben. Verzweifelt, seiner Krone beraubt zu sein und sich deshalb nicht mehr ausreichend ernähren zu können, bildet er zahllose Neutriebe - auch für Laien leicht erkennbar am buschigen Wildwuchs rund um die Schnittstelle. Diese Ständer drücken sich im Laufe der Zeit gegenseitig auseinander und werden instabil. Außerdem schafft jeder Schnitt offene Wunden, was es Krankheitserregern wie Pilzen leicht macht einzudringen. Je größer der Schnitt im Durchmesser oder je mehr Schnitte an einem Baum, desto größer wird das Risiko einer Infektion. Wasser und Frost tun ein Übriges, Fäulnis erledigt den Rest.
Aus einem ehemals gesunden Großbaum ist ein hinfälliger Dauerpatient geworden.

