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Lexikon: Das AB0-Blutgruppensystem

Was ist das AB0-Blutgruppensystem ?

Vermischt man das Blut zweier Menschen auf einem Glasscheibchen und betrachtet dieses unter dem Mikroskop, kann man oft eine Zusammenballung der roten Blutkörperchen beobachten. Manchmal lösen sich sie sich sogar auf. Ein solcher Vorgang würde sich im Körper des Patienten vollziehen, wenn ihm der Arzt wahllos irgend eine Bluttransfusion verabreichen würde.


Die Blutzerstörung kommt zustande, weil bestimmte Substanzen des fremden Blutes, die Antigene heißen, die Antikörper des eigenen Blutes mobilisieren. Das Blut jedes einzelnen Menschen enthält diese Substanzen, von denen es mehr als 500 Milliarden Kombinationen gibt. Weil aber die meisten von ihnen in den einzelnen Blutgruppen nur sehr schwach vorkommen, wirken sie nicht zerstörend. Aus diesem Grund muss man bei Bluttransfusionen nur relativ wenige Gruppen berücksichtigen.

Das AB0-System sortiert die menschlichen roten Blutkörperchen nach nur vier verschiedenen Antigen-Eigenschaften: A, B, AB, und 0. Das AB0-Blutgruppensystem ist die erste und damit „klassische“ Einteilung der Blutgruppen. Die einzelnen Blutgruppenmerkmale befinden sich auf den roten Blutkörperchen, den so genannten Erythrozyten, bzw. fehlen bei der Blutgruppe 0. Diese Merkmale bestehen aus Zuckermolekülen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Aus dem Typ der Zuckermoleküle ergibt sich die individuelle AB0-Blutgruppe:

  1. Bei Blutgruppe A finden sich nur Zuckermoleküle vom Typ A auf den Erythrozyten.

  2. Bei Blutgruppe B finden sich nur Zuckermoleküle vom Typ B auf den Erythrozyten.

  3. Bei Blutgruppe AB finden sich Zuckermoleküle vom Typ A und Typ B auf den Erythrozyten.

  4. Bei Blutgruppe 0 finden sich weder Zuckermoleküle vom Typ A noch vom Typ B auf den Erythrozyten.

Die Blutgruppenzugehörigkeit im AB0-Blutgruppensystem wird von den Eltern vererbt.

Die Blutgruppen sind unterschiedlich häufig, in Europa haben etwa

  1. ca. 44 % der Menschen Blutgruppe 0

  2. ca. 45 % der Menschen Blutgruppe A

  3. ca. 8 % der Menschen Blutgruppe B

  4. ca. 3 % der Menschen Blutgruppe AB.


Welche Antikörper gegen AB0-Blutgruppenmerkmale gibt es ?

Beim Neugeborenen enthält das Blut noch keine Antikörper; erst im ersten Lebensjahr werden Antikörper gegen die nicht in den eigenen roten Blutkörperchen enthaltenen Antikörper gebildet. Warum die Antikörper bereits im Blut sind, ist nicht genau bekannt. Man nimmt an, dass in den ersten Lebensmonaten Antikörper gegen Darmbakterien gebildet werden, die ähnliche Oberflächenmerkmale aufweisen wie rote Blutkörperchen.

Zusammenfassung: Die Oberflächenmerkmale der einzelnen Blutgruppen wirken als Antigene und sind somit in der Lage, eine Immunreaktion auszulösen:

  1. Menschen mit der Blutgruppe A besitzen Antikörper gegen B, die so genannten Anti-B.

  2. Menschen mit der Blutgruppe B besitzen Antikörper gegen A, die so genannten Anti-A.

  3. Menschen mit der Blutgruppe 0 besitzen Antikörper gegen A und B, die so genannten Anti-A und Anti-B.

  4. Menschen mit der Blutgruppe AB besitzen keine Antikörper.


Was ist eine Transfusionsreaktion ?

Die im Blut befindlichen Antikörper reagieren sehr heftig mit fremden roten Blutkörperchen, wenn diese einer falschen Blutgruppe angehören. Erhält beispielsweise ein Mensch der Blutgruppe A ein Blutpräparat mit roten Blutkörperchen der Blutgruppe B, kommt es zu einer sehr heftigen, wie oben beschriebenen körperlichen Reaktion. Diese Reaktion kann zu einem schweren Schock und zum Tod führen. Rote Blutkörperchen der Blutgruppe 0 können dagegen auch Menschen mit der Blutgruppe A, der Blutgruppe B und der Blutgruppe AB bekommen, da deren Antikörper auf den roten Blutkörperchen der Blutgruppe 0 keine Zuckermoleküle finden. Eine Reaktion bleibt dann also aus. Menschen mit der Blutgruppe AB können auch rote Blutkörperchen der Blutgruppe A, der Blutgruppe B und der Blutgruppe 0 erhalten, ohne eine Transfusionsreaktion zu zeigen, da sie wiederum in ihrem Blut keine Antikörper gegen die jeweiligen Zuckermoleküle besitzen.

Wie können Transfusionsreaktionen vermieden werden?

Vor der Transfusion wird die Blutgruppe des Empfängers bestimmt und eine Verträglichkeitsprobe, die so genannte Kreuzprobe, zwischen Empfänger- und Spenderblut durchgeführt. Grundsätzlich erhält ein Transfusions-Patient rote Blutkörperchen der gleichen Blutgruppe wie er selbst besitzt.

Bei Versorgungsengpässen kann sich der Mediziner auch für eine Transfusion verträglicher Blutgruppen entscheiden. Bei diesen miteinander verträglichen Blutgruppen können wegen der Antigen-Antikörper-Konstellation keine Transfusionsreaktion folgen:

  1. Patienten der Blutgruppe AB vertragen rote Blutkörperchen der Blutgruppen AB, A, B und 0.

  2. Patienten der Blutgruppe B vertragen rote Blutkörperchen der Blutgruppen B und 0.

  3. Patienten der Blutgruppe A vertragen rote Blutkörperchen der Blutgruppe A und 0.

  4. Patienten der Blutgruppe 0 vertragen nur rote Blutkörperchen der Blutgruppe 0.

Bei der Transfusion von Blutplasma, das wegen der darin enthaltenen Gerinnungsfaktoren gegeben wird, jedoch auch Antikörper enthält, sind die Verträglichkeiten genau umgekehrt verteilt:

  1. Patienten mit der Blutgruppe 0 vertragen Plasma der Blutgruppen 0, A, B und AB.

  2. Patienten mit der Blutgruppe B vertragen Plasma der Blutgruppen B und AB.

  3. Patienten mit der Blutgruppe A vertragen Plasma der Blutgruppen A und AB.

  4. Patienten mit der Blutgruppe AB vertragen nur Plasma der Blutgruppe AB.

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